Britischer Militärpakt mit nordischen Ländern

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Der britische Premierminister Boris Johnson hat heute militärische Beistandsabkommen mit Schweden und Finnland unterzeichnet. Beide Länder überlegen darüber hinaus, der NATO beizutreten. Auf dem Schlachtfeld ist der Ukraine im Norden bei Charkiw offenbar eine wichtige Gegenoffensive gelungen. Laut russischen Angaben ist auch ein Dorf in Russland beschossen worden. Und UNO-Generalsekretär Antonio Guterres fordert in Wien ein Ende des „sinnlosen Kriegs“, der weltweit die Ernährungssicherheit gefährde.

Johnson sicherte Schweden und Finnland im Fall einer Konfrontation Militärhilfe zu. Großbritannien würde mit allem, was die Länder verlangten, zu Hilfe kommen, so Johnson nach einem Gespräch mit seiner schwedischen Amtskollegin Magdalena Andersson.

Bei einem anschließenden Besuch in Helsinki unterzeichneten Johnson und der finnische Präsident Sauli Niinistö eine ähnliche politische Erklärung, in der sich ihre beiden Länder gegenseitige Unterstützung versprechen und zu einem Ausbau der bestehenden militärischen Zusammenarbeit bekennen. „Ich habe gelernt, dass man Freundschaften immer danach bemisst, wie sie sich bei schlechtem Wetter zeigen“, sagte Niinistö und nutzte dabei ein berühmtes Zitat von Winston Churchill.

Guterres: „Enorme Verwüstung“

„Die russische Invasion in der Ukraine hat enorme Verwüstung, Zerstörungen und Leiden in dem Land verursacht“, so Guterres. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Kanzler Karl Nehammer und Außenminister Alexander Schallenberg (beide ÖVP) versicherte Guterres, dass die UNO sich in der Ukraine weiter für Evakuierungen und die Ernährungssicherheit einsetzen werde.

Auch dieser Krieg werde nicht für immer andauern, wie Guterres im Rahmen seines Wien-Besuchs noch sagte – im Moment gebe es allerdings noch keinerlei Aussicht auf Friedensverhandlungen.

Kiew: Geländegewinne um Charkiw

Die ukrainischen Streitkräfte vermeldeten unterdessen Geländegewinne rund um die zweitgrößte Stadt Charkiw im Osten des Landes. „Die Besatzer werden nach und nach aus Charkiw zurückgedrängt“, so Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Fachleute sehen darin einen möglichen Wendepunkt. Die nördlichen und nordöstlichen Stadtteile von Charkiw waren in den vergangenen Wochen häufig das Ziel russischer Raketenangriffe. Das US-Institut für Kriegsforschung (ISW) erklärte bereits am Wochenende, dass die ukrainische Armee in diesem Teil des Landes „bedeutende Fortschritte macht und wahrscheinlich in den nächsten Tagen oder Wochen bis zur russischen Grenze vorrücken wird“. Und der Gouverneur des angrenzenden russischen Oblasts Belgorod meldete am Abend, ein russisches Dorf an der Grenze sei von der ukrainischen Artillerie beschossen worden.

Erste Schritte Annexion von Cherson

Noch zurückhaltend zeigte sich der Kreml bezüglich der Ankündigung der von Russland eingesetzten Behörden in der besetzten ukrainischen Region Cherson. Diese wollen nach Angaben des stellvertretenden Leiters der Militär- und Zivilverwaltung von Cherson einen Antrag stellen, um die von russischen Truppen eroberte Region zu einem „vollwertigen Teil der Russischen Föderation“ zu machen.

Weiter Kämpfe um Schlangeninsel

Der stellvertretende Bürgermeister der mittlerweile fast vollständig zerstörten Hafenstadt Mariupol, Petro Andrjuschtschenko, berichtete unterdessen, dass die letzten ukrainischen Streitkräfte im Asow-Stahl-Werk weiterhin „Dutzenden“ Angriffen ausgesetzt seinen.

Auch die Kämpfe zwischen ukrainischen und russischen Streitkräften um die Schlangeninsel im Schwarzen Meer dauern nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums an. Russland habe wiederholt versucht, seine Truppen auf der Insel zu verstärken. Die Ukraine versucht, das unter anderem mit Drohnenangriffen zu verhindern, wie es im britischen Geheimdienstbericht weiter heißt.

Debatte: Wie Frieden erreichen?

In einem offenen Brief namhafter Intellektueller an den deutschen Kanzler Olaf Scholz (SPD) wird gefordert, keine „weiteren schweren Waffen“ mehr an die Ukraine zu liefern. Kann Russlands Präsident Wladimir Putin tatsächlich an den Verhandlungstisch geholt werden? Wie weit darf der Westen Staatsgebiete der Ukraine zur Disposition stellen? Wie lässt sich Frieden besser durchsetzen: mit militärischer Stärke oder Diplomatie? Wiederholen sich jetzt die Debatten des Kalten Krieges?

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British military pact with Nordic countries


British Prime Minister Boris Johnson today signed military assistance agreements with Sweden and Finland. Both countries are also considering joining NATO. On the battlefield, Ukraine has apparently succeeded in an important counteroffensive in the north near Kharkiv. According to Russian sources, a village in Russia has also been shelled. And in Vienna, UN Secretary-General Antonio Guterres calls for an end to the «senseless war» that threatens food security worldwide.

Johnson assured Sweden and Finland of military aid in the event of a confrontation. Britain would come to the countries’ aid with whatever they requested, Johnson said after talks with his Swedish counterpart Magdalena Andersson.

During a subsequent visit to Helsinki, Johnson and Finnish President Sauli Niinistö signed a similar political declaration in which their two countries pledged mutual support and committed to expanding existing military cooperation. «I have learned that friendships are always measured by how they show up in bad weather,» Niinistö said, using a famous quote from Winston Churchill.

Guterres: «Enormous devastation»
«The Russian invasion of Ukraine has caused enormous devastation, destruction and suffering in the country,» Guterres said. At a joint press conference with Chancellor Karl Nehammer and Foreign Minister Alexander Schallenberg (both Austrian People’s Party), Guterres assured that the UN would continue to work on evacuations and food security in Ukraine.

This war will not last forever either, as Guterres still said during his Vienna visit – at the moment, however, there is no prospect of peace negotiations.

Kiev: Terrain gains around Kharkiv
Meanwhile, Ukrainian forces reported terrain gains around the second-largest city of Kharkiv in the east of the country. «The occupiers are gradually being pushed back from Kharkiv,» President Volodymyr Selenskyy said.

Experts see this as a possible turning point. The northern and northeastern districts of Kharkiv have been frequent targets of Russian missile attacks in recent weeks. The U.S. Institute for the Study of War (ISW) said as early as the weekend that the Ukrainian army was «making significant progress in this part of the country and will likely advance to the Russian border in the coming days or weeks.» And the governor of the adjacent Russian oblast of Belgorod reported in the evening that a Russian village on the border had been shelled by Ukrainian artillery.

First steps towards annexation of Kherson
The Kremlin was still cautious about the announcement by Russian-appointed authorities in the occupied Ukrainian region of Kherson. According to the deputy head of Kherson’s military and civil administration, the latter intend to submit an application to make the region captured by Russian troops a «full-fledged part of the Russian Federation.»

Fighting continues over Snake Island
Meanwhile, the deputy mayor of the now almost completely destroyed port city of Mariupol, Petro Andryushchenko, reported that the last Ukrainian forces in the Azov steel plant continued to face «dozens» of attacks.

Fighting also continues between Ukrainian and Russian forces around Snake Island in the Black Sea, according to the British Ministry of Defense. Russia has repeatedly tried to reinforce its forces on the island, it said. Ukraine is trying to prevent that with drone strikes, among other things, the British intelligence report adds.

Debate: How to achieve peace?
An open letter from well-known intellectuals to German Chancellor Olaf Scholz (SPD) calls for no more «heavy weapons» to be delivered to Ukraine. Can Russian President Vladimir Putin really be brought to the negotiating table? How far can the West go in putting Ukraine’s territory at its disposal? How can peace be better enforced: with military strength or diplomacy? Are the debates of the Cold War repeating themselves?

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Neighbor in Emergency German